Wörtliche Transkription Episode 2 SUB^3
Intro: Sub hoch 3. Drei Förderungen, drei Initiativen, drei Subkulturen in Westfalen-Lippe. Ein Podcast von Kultur in Westfalen in der LWL Kulturabteilung.
Moderator Lukas Kleine-Schütte: An dieser Stelle noch ein kleiner Einschub aus aktuellem Anlass. Das Kinkerlitzchen 2025 war das zunächst letzte Festival in seiner bisherigen Größenordnung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zu wenig ehrenamtliches Personal für Organisation, Auf- und Abbau, stark gestiegene Kosten für Bands, Technik und Sicherheit, sowie sinkende Vorverkaufszahlen. Ohne Kulturförderung hätten die Organisator:innen schon in diesem Jahr Ticketpreise zwischen 100 und 150 Euro aufrufen müssen, um überhaupt bei einer schwarzen Null auf dem Papier zu landen und das Festival trotzdem in der gewohnt hohen Qualität, Dauer und Zugänglichkeit weiterzuführen. Das Team vom Kinkerlitzchen möchte trotz der finanziell und personell unsicheren Lage aber nicht aufgeben. Und hier kommt auch ihr ins Spiel. Habt ihr Lust, das Festival mitzugestalten und Ideen zu sammeln, wie es auch in Zukunft mit dem Kinkerlitzchen weitergehen könnte? Dann kommt am 16.11.2025 um 14 Uhr zum COMOON nach Metelen. Auch eine Online-Teilnahme ist möglich. Anmelden könnt ihr euch unter der Mailadresse info@kinkerlitzchen-festival.de Und jetzt geht's los mit Episode 3.
Lukas: Hi, ihr hört gerade die dritte Folge des Podcasts Subhoch 3. Heute bin ich beim Kinkerlitzchen-Festival in Metelen. Habe ich das eigentlich richtig ausgesprochen? Ja. Perfekt, okay. Name des Ortes auf jeden Fall schon mal check. Das wird jährlich vom Verein Klangkultur Metelen e.V. ehrenamtlich veranstaltet und ist ein Festival für Musik und Kunst. Besonders Nachwuchskünstler:innen aus der Region sollen hier eine Bühne bekommen. Ich sitze hier gerade zusammen mit Lina und Stephan und die beiden erzählen mir jetzt etwas zu ihrem Festival und wollen natürlich auch wieder über das Thema Kulturförderung sprechen. Hi erstmal ihr beiden.
Lina und Stephan: Hallo.
Lukas: Möchtet ihr euch kurz vorstellen, wie seid ihr hier im Verein eingebunden? Was sind eure Aufgaben? Wie seid ihr zu dieser Arbeit gekommen? Lina, möchtest du mal starten?
Lina: Ja, sehr gerne. Also ich bin im Vorstand vom Verein seit diesem Jahr und aber seit 2019 aktiv im Verein. Wir sind alle eigentlich 2019 eingetreten. Es gab vorher eine alte Generation und ich mache im Vorfeld vor allem viel die Grafik, die Website, Social Media, bisschen Orga-Kram und aber auch zum Beispiel so die bürokratischen Dinge wie Kulturförderung beantragen. Genau.
Stephan: Hi, ich bin Stefan. Ich bin aktuell der erste Vorsitzende. Auch seit kurzem, davor war ich auch im Vorstand, auch seit 2019, wie Lina gerade gesagt hatte. Ich mache mit anderen aus dem Vorstand das Booking zusammen und so die Kern-Orga auch übers Jahr. Im Orga-Team sind auch noch vier weitere im Kern-Orga-Team. Und da, ja, alles was anfällt, unterjährig halt vor allem Booking und dann je näher man ans Festival kommt, eben alle weiteren Aufgaben. Vor allem auch bei mir ist es ein bisschen auch viel Technik bezogen, weil ich selbst aus dem Bereich komme. Ja, so der grobe Überblick.
Lukas: Möchtet ihr auch direkt ein bisschen was so zur Vereinsorganisation sagen? Also wechseln bei euch die Aufgaben? Wie geht ihr an die Planung? Verteilt ihr ganz konkrete Aufgaben oder gibt es quasi auch so Abstufungen, dass man vielleicht, wenn man erstes Jahr einsteigt, erstmal vielleicht so mitläuft? Wie ist das bei euch mit der Organisation?
Stephan: Das hat sich halt auch entwickelt, weil wir das 2019 dann übernommen haben. 2019 war organisiert noch von dem alten Team. Da haben wir dann mitgeholfen, haben schon mal so Einblicke bekommen, wie die das gemacht haben. Und dann war 2020 kein Festival wegen Corona und 2021 haben wir das das erste Mal dann aktiv durchgeführt. Es hat sich irgendwie einfach dann ergeben, wie es sich so irgendwie gefügt hat mit den Aufgabenbereichen. Es war halt so auch viel Unbekanntes am Anfang, dass man einfach irgendwie gedacht hat, okay, wir sind von einem großen Berg, weil es das Festival an sich schon gab. Und das wollten wir im Prinzip nochmal einfach weiterführen. Wir hatten aber nicht unbedingt jetzt alles natürlich durchschaut im Vorhinein, wie was läuft und haben uns das dann einfach so Learning by Doing irgendwie beigebracht und so sind die Aufgaben dann eben auch zufällig eigentlich eher angefallen. Also es ist klar, es war so ein bisschen klar, okay, irgendwie ich mache so einen technischen Part, irgendwie dann ein bisschen Planung mit und das Booking irgendwie betreuen und irgendwie haben sich die Aufgaben dann glaube ich so verteilt über die Jahre.
Lina: Ja, beziehungsweise ich könnte noch ergänzen, dass glaube ich auch immer die Frage ist, worauf haben die Leute Lust? Was bringen die vielleicht auch mit? Weil zum Teil arbeiten wir alle auch hauptberuflich irgendwie so ungefähr in der Branche, dass wir da irgendwie Anknüpfungspunkte haben und dann verteilt sich das halt auch so ein bisschen organisch. Ah, ich kann übrigens eigentlich richtig gut sägen oder so. Also zum Beispiel jetzt in der Aufbauwoche haben wir super viele Leute da, die irgendwie in der Schreinerei arbeiten und dann hier abends vorbeikommen und irgendwie Sachen zusammenzimmern und dann natürlich das machen, was sie besonders gut können, nämlich Sachen bauen, die ganzen Möbel und so. Aber es gibt jetzt keine Hierarchie, auch wenn wir so vom Vorstand sprechen, dann ist das das auf dem Papier. Und natürlich sind es am Ende immer die, die den Kopf hinhalten, aber wir versuchen da schon auch möglichst hierarchiefrei zu arbeiten.
Lukas: Habt ihr eine Hausnummer so ungefähr? Wie viele Aktive seid ihr so? Wahrscheinlich schwankt es auch immer so, aber so eine grobe Hausnummer. Wie viele Leute sind im Verein, engagieren sich?
Stephan: Also ich glaube, im Verein offiziell sind es so 110 oder sowas. Das muss man dann eben unterscheiden, weil der Verein ist eigentlich nur die rechtliche Struktur für dieses Festival. Es ist nicht so, dass wir eine große Vereinsarbeit führen. Das ist einfach auch deswegen auch gerade, was Lina gesagt hatte. Also es ist so, ja, der Vorstand ist dann halt die, die durch das ganze Jahr über das Organisieren und eben die Verantwortung tragen natürlich auch. Es ist aber jetzt nicht so dieses Vereinsgebunden, okay, ja, das bin ich der erste Vorsitzende und deswegen kann ich jetzt hier sagen, wie es läuft, sondern ich mache dann, ich übernehme irgendwie die Arbeit und dadurch werde ich dann erster Vorsitzender, also quasi, weil es rechtlich dann das passende Pendant dazu ist. Vielleicht, ja, es ist nicht so strikt.
Lukas: Okay.
Stephan: Aber genau, aktiv arbeiten halt was ja jetzt dieses Jahr waren es würde ich sagen sechs, die das vorbereitet haben, sechs Leute.
Lina: In der Aufbauwoche so 20 bis 25 würde ich schätzen.
Lukas: Wenn ich jetzt, weiß nicht, ich bin jetzt vielleicht 16, 17, 18 Jahre alt und habe richtig Lust ein Festival zu organisieren und das mal auszuprobieren, komme ich aus der Gegend. Wie würde dann so eine Kontaktaufnahme erfolgen? Also wie läuft das bei euch dann meistens?
Lina: Also auf dem Weg haben wir es noch nicht so oft mitgekriegt tatsächlich. Es ist eher andersherum oft, dass wir die Leute ansprechen aus den Strukturen die wir hier irgendwie haben Blasorchester oder so sind jetzt zum Beispiel auch neue Leute dazu gekommen die dann aktiv angesprochen wurden: So, hey, hättest du nicht eigentlich Bock mitzuhelfen? Und die dann oft in der Aufbauwoche dazukommen und irgendwie einfach eingeladen sind, mitzumachen. Prinzipiell sind wir aber für Kontaktaufnahme über Website, Social Media Kanäle, alles Mögliche erreichbar. Es ist immer ein bisschen, wir wohnen zum Großteil nicht hier vor Ort. Das heißt, wir sind nicht so aktiv ansprechbar unterhalb des Jahres, außer beim Festival. Wenn jetzt hier jemand während des Festivals vorbeikommt oder in der Aufbauwoche und sagt, hey, ich hätte eigentlich voll Bock mitzuhelfen, darf er direkt bleiben.
Lukas: Also es ist auch viel Mund-zu-Mund-Propaganda innerhalb des Ortes, dass vielleicht auch mal jemand einen mitnimmt und sowas.
Lina: Genau, ja. Oder dann kennt man noch Leute und wir bringen dann auch manchmal Leute mit. Also wir sind schon auch ein bisschen überregionaler in der Organisation geworden, dadurch, dass dann irgendwie hier nochmal ein Freund, eine Freundin mitkommt.
Lukas: Kommen wir mal ein bisschen so zum Festival selbst. Was erwartet Besuchende, die hier hinkommen? Was für ein Genre erwartet die? Oder möchtet ihr euch gar nicht so konkret auf ein Genre festlegen? Oder wie würdet ihr selbst das zuordnen bei euch?
Stephan: Ja, das ist genau. Wir sind ja erst vorrangig ein Musikfestival und dann sagen wir noch irgendwie Kunst. Das ist dann so einfach das Gelände. Manchmal, jetzt dieses Jahr leider nicht, haben wir ausstellende KünstlerInnen oder was dabei. Genremäßig ist es irgendwie, glaube ich, Indie in verschiedensten Facetten. Erstmal poppiger, erstmal rockiger. Aber ja, Fokus auf jeden Fall auf noch NachwuchskünstlerInnen. KünstlerInnen, KönnerInnen, das ist so. Wir wollen uns da nicht exakt festlegen, aber eigentlich kann man es als Indie irgendwie bezeichnen.
Lukas: Habt ihr einen ganz bestimmten Lieblingsaspekt vom Festival? Gibt es immer so diesen einen Moment für euch auf dem Festival, wo ihr sagt, okay, dafür mache ich das?
Stephan: Ja, ich hoffe, dass der wiederkommt. Weil man natürlich jetzt, wenn man einen so eine Woche lang irgendwie hier aufbaut, von morgens neun bis abends um zehn, Und ja, das ist natürlich dann immer schon sehr heftig. Und manchmal fragt man sich dann schon, warum tue ich mir das an? Aber klar, wenn jetzt irgendwie, vor allen Dingen jetzt am Freitagabend, wo wir jetzt gerade das Interview machen, ist noch ein bisschen, wartet dieser Moment noch, der kommt dann eigentlich Samstag, so letzte Band, ist schon mal so für mich so der eine Punkt. Und wenn dann wirklich alles, das Gelände geschlossen ist und die Leute runter sind und wir dann irgendwie bei der Aftershow-Party die dann anstoßen können. Das ist schon immer sehr erlösend und da werden viele Gefühle gelöst.
Lina: Ja, da sind auch, ich glaube, jedes Jahr fließen auch immer mal Tränen in diesem Moment. Ich glaube, ich mag auch immer noch den Moment an dem Freitag, wenn das Kirchenkonzert losgeht. Das ist oft der Freitag, ultra stressig vorher. Alle sind auf 150 Prozent Anspannung und dann gibt es diesen Moment. Ich war die letzten Jahre oft in der Kirche, um es mir anzugucken und es ist ja eher ein bisschen ruhiger, dass ich da jedes Mal das Gefühl hatte, wow, krass, jetzt geht's los und es ist irgendwie ein geiler Auftakt. Aber es ist auch der gleiche Moment, wenn dann samstags abends um zwölf in die letzte Band kommt.
Lukas: Also ich konnte mich gerade selbst von überzeugen. Ich könnte mir vorstellen, dass die Kirche sonst vielleicht nur an Weihnachten so voll ist. Also es war auf jeden Fall schon sehr gut was los da.
Lina: Ja.
Lukas: Wie kam es denn hier so zu dem Veranstaltungsort? Ist quasi auch der Vorgängerverein, ist das schon quasi immer mit diesem Ort verbunden gewesen, dieses Festival und diese Musikveranstaltung? Oder werdet ihr da auch flexibel den Ort zu wechseln? Oder würdet ihr schon sagen, okay, das ist schon auch ganz eng hier mit diesem Ort verbunden? Also vielleicht, ich mache mal noch so ein bisschen so eine kurze Einführung, weil die Leute das ja hier alles nicht sehen können, was wir hier sehen. Wir befinden uns hier auf dem Gelände einer alten Mühle, der Plagemühle, wenn ich...
Lina: Plagemanns.
Lukas: Plagemanns Mühle. Und genau, also wir sitzen hier wunderschön am Wasser direkt. Es ist ganz viel Natur, ganz viele Bäume um uns herum. Es gibt Fußgängerbrücken rundherum und es ist halt ein echt einfach schönes, ruhiges, grünes Gelände mit altem Gebäude, mit alten Backsteinen, mit Fachwerkhäusern. Und ja, es ist wahnsinnig schön hier, was soll ich sagen? Aber vielleicht könnt ihr ja nochmal ein bisschen was zu sagen. Ist das ganz eng hier mit dem Ort verknüpft?
Lina: Also es ist in dem Sinne mit dem Ort verknüpft, dass das Festival ganz früher mal als Rock an der Mühle gestartet ist. Und auch da im Namen schon den Bezug auch zu der Mühle hatte und irgendwie so ein kleiner Viehanhänger hier hingefahren wurde, weil es irgendwie mal hieß, hier gibt es so viele Bands, die müssen doch eigentlich mal eine Bühne kriegen. Und da waren es vor allem dann SchülerInnen-Bands aus der Region, die hier gespielt haben. Und dann ist das von Jahr zu Jahr gewachsen und irgendwie auch auf diesem Mühlengelände gewachsen. Es gab dann in dem alten Organisationsteam schon auch mal Überlegungen, es doch nochmal woanders hinzuverlegen, weil vor allem die Verkehrsanbindung extrem schwierig ist hier. Also der Bahnhof ist fünf Kilometer außerhalb des Ortes und das irgendwie immer schon für die Anreise sehr schwierig war. Aber da wurde sich dann auch aus verschiedensten Gründen entgegen entschieden, weil es dann eben oft diesen Charakter von da ist ein Acker und dann klatscht man da eine Bühne drauf und ein paar Bauzäune drum. Und hier, das ist schon einfach, es hat halt was, dass man es so versteckt machen kann.
Stephan: Ja, ich glaube auch, dass der Bezug, also wir sind der Verein Klangkultur Metelen. Also auch der Ortsname ist ja mit dem Vereinsname drin. Deswegen ist erstmal das woanders stattfinden zu lassen, ja, schwierig oder nicht unbedingt, müssen wir nicht unbedingt machen. Und dann ist es einfach dieses Gelände relativ zentral hier gelegen und ich glaube auch ansonsten sehr hoch frequentiert von den MetelenerInnen. Und es ist halt, wie du geschrieben hast, wunderschön. Wir sind ringsherum irgendwie von Grün umgeben auf dem Gelände. Dadurch hat es viel Charakter, der einfach viel von dem Festival auszeichnet. Ich glaube, dass Kinkerlitzchen durch dieses Gelände charakterisiert wird auch. Und auch wenn man das woanders machen würde, auf einer Wiese, wie Lina gerade beschrieben hat, wäre es nicht das Kinkerlitzchen. Das wäre sehr schwierig, glaube ich, für uns, was uns diese Kleinigkeiten, dass es sich irgendwie kleine Ecken gibt, in denen man sich irgendwie zurückziehen kann und irgendwie aus Wasser gucken kann. Dass man irgendwo Lichterketten in den Bäumen hat, das macht es zum Kinkerlitzchen.
Lukas: Habt ihr mal so eine Anekdote, was KünstlerInnen, die wahrscheinlich in vielen Fällen noch nie hier waren vorher, so gesagt haben, als sie hier hinkamen.
Stephan: Also etwas, wo ich vorher nicht drauf gekommen bin, aber was eigentlich sehr nahe liegt, dass eine Band gesagt hatte auf der Bühne, ja, Metalen und so ein bisschen auf Metal eingespielt hat, was zwar nicht zu unserem Festival passt, aber irgendwie fand ich es dann schon ziemlich lustig. Ansonsten, Anekdoten gibt es natürlich noch mehrere.
Lina: Mir ist gerade eingefallen, weil wir hier auch am Wasser sitzen, vor zwei Jahren war es super heiß an dem Wochenende. Ich glaube, wir hatten irgendwie 35 Grad und die eine Band ist angereist und erst mal in der Fechte hier baden gegangen. Und alle, die aus Metelen kommen, waren nur so: die gehen da baden. Oh Gott, oh Gott. Aber die hatten den Spaß ihres Lebens. Und es war super schön hier sich kurz einmal abzukühlen.
Lukas: Okay wir kommen jetzt zum Thema Kulturförderung, weil ich meine es ist ganz wichtig, dass ganz viele freiwillige ehrenamtliche Leute dabei sind Ohne die würde hier gar nichts stehen. Aber es geht aber leider auch nicht ohne das Geld. Und ich meine, man möchte sich ja auch nicht selbst nur aus Vereinsgebühren, das wäre ja gar nicht möglich, dieses Festival zu stemmen. Was waren bei euch die ersten Schritte zur Beantragung einer Kulturförderung? Also wie kam es dazu bei euch?
Lina: Corona tatsächlich. Also das Festival hat sich vorher eigentlich selbst getragen. Es war immer wieder eng, aber mit viel Mühe und Not hat das immer irgendwie so geklappt. Und ich glaube 2021 hatten wir dann die erste Corona-Förderung von der Initiative für Musik. Oder Initiative Musik heißt die.
Lukas: Genau, Initiative Musik hattet ihr gerade angesprochen, das ist ja eine bundesweite Förderung. Habt ihr direkt darauf gestoßen, habt ihr einen Tipp bekommen, euch genau für die Förderung zu entscheiden?
Stephan: Ich weiß nicht genau, wie wir darauf gekommen sind, aber es hat, glaube ich, einfach in der Festivalszene damals einen gewissen Aufschrei gegeben. Die Festivals, die finden sonst nicht mehr statt, wenn da irgendwie gar nichts passiert. Und das ist tatsächlich mal auch so dann in der Bundesregierung immerhin mal gab es da ein Echo. Und dann hat man das glaube ich einfach mitbekommen. Ja, ich weiß nicht genau worüber es jetzt, wie es jetzt exakt war, aber ja gewisse Newsletter, was auch immer, Instagram, irgendwo hat man das dann einfach gemerkt, hey, ja da passiert mal was. Weil vorher so bundesweit Popmusikförderung, gerade für Veranstaltungen glaube ich nicht so viel, es nicht so viel gab. Und da gab es das eben genau zugeschnitten auf Festivals, wo wir gemerkt haben, okay, wir sind ein kleines Festival und irgendwie, wenn man sich den Text durchliest, das passt. Da sehen wir uns einfach sehr gut drin. Daher haben wir dann gesagt, ja, probieren wir das einfach mal. Und es hat geklappt.
Lukas: Und ihr habt einfach dann ganz normal einen Antrag gestellt und wisst ihr noch, wie das war? Hattet ihr so sehr große Hoffnung, dass ihr das bekommt? Habt ihr es gar nicht erwartet, dass ihr da eine Förderung bekommt?
Stephan: Ich glaube, ich weiß es nicht mehr hundertprozentig. Also der Antrag war natürlich schon, vor allem weil es für uns das erste Mal war, nicht einfach. Da hat man sich schon ein bisschen durchkämpfen müssen. Ich glaube aber, dass es bei der ersten Förderung noch ein bisschen niedrigschwelliger war, weil die das Fördergeld dann einfach gesagt haben: Okay, wir hauen es raus quasi und meldet euch. Und die Hoffnung war, glaube ich, schon groß. Ja, ich kann mich nicht mehr 100 Prozent an die erste Förderung erinnern.
Lina: Ja, also ich glaube, meine Erinnerung an die erste Förderung ist auch, dass die Summe auch nicht so hoch war. Also es war, glaube ich, limitiert. Was man pro Veranstalter beantragen konnte, hatten wir, glaube ich, ein relativ gutes Gefühl. Während die Förderungen, die wir jetzt dieses Jahr und letztes Jahr bekommen haben, ja schon auch in einer höheren Summe sind. Da war, glaube ich, schon viel auch bang, was ist, wenn wir die nicht kriegen. Weil zum Beispiel dieses Jahr jetzt auch klar gewesen wäre, hätten wir die Förderung nicht gekriegt, hätte es jetzt nicht stattfinden können. Und dann hängt natürlich da auch viel dran, das Booking und vorzeitiger Maßnahmenbeginn, kann ich das jetzt schon machen und so. Also da ist schon auch immer viel Anspannung da. Und gleichzeitig trotzdem auch immer das Gefühl, eigentlich passen wir da gut rein in die Ausschreibung.
Lukas: Habt ihr einfach mal angerufen, bevor ihr beantragt habt? Oder hattet ihr das Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen? Oder war die Kommunikation so rein digital und hattet ihr nicht das Gefühl, dass ihr auch mal einfach wegen einer Frage anrufen könnt?
Lina: Also letztes Jahr, als wir zum ersten Mal die große Förderung beantragt haben, waren wir in so einem Info-Zoom. Da gab es irgendwie mehrere Termine, wo die das vorgestellt haben, Was ist wichtig? Welche Voraussetzungen muss man erfüllen? Und der war tatsächlich irgendwie sehr hilfreich, weil der glaube ich auch viele offene Fragen, die wir am Anfang noch so hatten, direkt weggenommen hat. Und dann, glaube ich, in der Beantragung haben wir schon auch ein-, zweimal angerufen. Die meisten Fragen kommen dann aber irgendwie immer erst, sobald es genehmigt ist.
Stephan: Da fällt mir gerade nur ein, das erste war ja halt wirklich so eine Corona-Förderung. Das war dann noch was anderes als die, die wir jetzt haben und das ist die gleiche quasi, die wir letztes Jahr auch hatten. Das waren dann schon noch Unterschiede, auch so in den Auflagen im Antrag war es unterschiedlich vom Aufwand her.
Lukas: Musstet ihr lange auf die Fördergelder warten oder ging alles, als ihr dann die Zusage hattet, schon auch relativ schnell, sodass das Geld dann auch bei euch angekommen ist? Oder war das auch ein bisschen, also man hört es häufiger, dass es leider ja an vielen Stufen dann noch haken kann und das Geld kommt dann meistens an. Aber es fällt natürlich schwer, wenn man dann erstmal in Vorleistung gehen muss, wenn man vielleicht auch schon Gelder ausgeben muss und die Fördersumme ist noch nicht da. Wie war das bei euch?
Stephan: Ja, das ist definitiv ein Problem mitunter gewesen, was jetzt nicht, also es liegt auch definitiv mit an uns, weil eben das ganze Antragsverfahren ist auch schon viel Arbeit, wo man sich auch vor allen Dingen erstmal so in die Art und Weise reinarbeiten muss, in den Terminus, der da verwendet wird auch. Und ja, das Ganze war, letztes Jahr war es schon sehr schwierig, weil es sehr lange gedauert hat, bis die Förderzusagen ausgegeben wurden. Für Festivals, die im Sommer stattfinden, da geht die Festivalsaison vielleicht von Ende Mai los. Wir sind dann mit Anfang August noch relativ gut dabei, weil die wurden dann, glaube ich, April, wurden die Förderzusagen dann irgendwann mal rausgeschickt, wo man sich im Oktober, September vorher drauf beworben hatte. Das ist dann halt schon heftig, weil da fließt dann noch lange kein Geld. Da ist dann erstmal klar, okay, man kommt in diese Förderung rein, aber dann ist ja immer noch sehr viel Arbeit, weil eben, ja, dann wird der Antrag zwar prinzipiell genehmigt, aber dann sind da doch noch einige Fehler drin, die man korrigieren muss. Der Finanzierungsplan muss angepasst werden und nochmal angepasst werden, weil wir sind halt auch nicht Profis irgendwie darin und ja, dann dauert es irgendwie alles sehr lange. Dann hat man natürlich, das ist nur ein Ehrenamtsjob. Ja, und dann war es zum Beispiel letztes Jahr so, kamen die Gelder letztlich, glaube ich, in der Festivalwoche. Also, ja, da war es wirklich super knapp. Dieses Jahr war es auch wieder schwierig, dieses Jahr kam es ein bisschen früher, aber unser Konto war leider halt vorher schon auf Null und die ersten Rechnungen flatterten halt schon rein. Da mussten wir dann sagen, hey, ja, wir haben die Förderzusage, da kommt das Geld bald und bitte, bitte geduldet euch noch.
Lukas: Wie war das bei euch? Ihr habt ja angeschlossen an schon vorherige Veranstaltungen. Das heißt, die Leute hier im Ort sind es ja eigentlich gewohnt, dass es Veranstaltungen hier an dem Ort gibt. Musstet ihr trotzdem an manchen Stellen hier im Ort oder bei Anwohnern auch Überzeugungsarbeit leisten, dass das hier stattfinden darf? Oder wird das von allen total gut angenommen und ihr habt da nie irgendwelche Probleme?
Lina: Also ich würde jetzt mal sagen eigentlich ist das Feedback durchweg positiv und der Großteil freut sich, dass was stattfindet. Es gibt natürlich immer den einen oder die andere, die sagt, es war schon lang und laut. Aber das ist jetzt nicht so groß, dass wir da irgendwie das Gefühl haben, wir nerven den ganzen Ort, sondern eigentlich freuen sich alle, dass was ist und kommen vorbei. Und wie du gerade auch schon beschrieben hast, in der Kirche, so voll ist es sonst nur an Weihnachten. Das Kirchenkonzert ist ja auch kostenlos, um auch die MetelenerInnen einzuladen, Teil des Festivals zu sein. Selbst wenn sie sagen, dass auf dem Gelände ist nicht meine Musik, können sie Musik in ihrer Kirche erleben. Und dass die Kirche immer so voll ist, ist irgendwie auch was, glaube ich, was uns irgendwie zeigt, dass es im Ort richtig gut angenommen wird.
Lukas: Ja. Habt ihr generell auch das Gefühl, so jetzt gleich am Festivalabend oder auch morgen über den Haupttag quasi, ist es schon eine generationenübergreifende Sache? Also merkt man auch, dass die gerade auch junge Menschen auch mit diesem Festival aufwachsen, wenn man hier im Ort aufwächst? Quasi jetzt also seit den letzten Jahren zumindest?
Lina: Ja, also ich meine, wir sind auch als Team auch mit dem Festival aufgewachsen, deswegen haben wir uns entschieden, das weiterzuführen. Wir sind quasi auch mit 14 und so schon hier hingegangen und haben dann irgendwann gesagt, nee, komm, wir machen das weiter. Und es gibt auf jeden Fall die Leute, die jedes Jahr wiederkommen, auch im Publikum. Und es hat sich aber auf jeden Fall ein bisschen verändert, dass so das, ich sag jetzt mal, das Publikum von 15 bis Anfang 20 so ausbleibt. so ausbleibt. Die Zeit, wo wir früher super gerne hier hingegangen sind, ist irgendwie das Publikum, was wir relativ wenig erreichen. Es sind dann irgendwie so über 20, auch Leute aus umliegenden Städten oder auch von weiter weg, die kommen und Familien mit Kindern tatsächlich werden immer mehr, weil wir es auch ein bisschen versucht haben, familienfreundlicher zu gestalten. Dass es da so eine relativ große Altersspanne gibt, auch halt viele Anwohner, die auch älter sind, kommen vorbei. Aber diese eine Lücke, die ist irgendwie da. Warum auch immer.
Lukas: Wusstet ihr schon vor der Antragstellung der Förderung genau wie das Festival aussehen soll oder habt ihr quasi auch das Festival selbst nochmal anhand der Förderrichtlinien angepasst? Also gab es irgendwelche Bedingungen von der Förderung, wo ihr dann nochmal quasi an eurem Programm pfeilen musstet?
Stephan: Ja, also ich glaube, wie schon gesagt, haben wir grundsätzlich gut reingepasst vom Profil. Vor allem dieses Jahr auch war nochmal ein Bezug auf ländlichen Raum, dass der besonders gefördert werden sollte. Das hat uns dann auch an die Karten gespielt. Dann gibt es aber bei dieser Förderung so, es ist diese Felder, so drei Felder, die man...
Lina: Drei Themenschwerpunkte, die man erfüllen muss.
Stephan: Ja, drei Themenschwerpunkte, die man erfüllen muss. Genau, die sind dann zum Beispiel ökologische Nachhaltigkeit, regionale Strukturen, Künstler…, Nachwuchsförderung der KünstlerInnen und das hat prinzipiell schon in unser, wie wir uns das vorstellen, auch gut gepasst. Es gibt da noch weitere Felder, wo wir dann gesagt haben, okay, das passt halt nicht ganz so gut. Wir sehen uns in diesen drei Feldern und da, klar, da achtet man dann noch verstärkt darauf, dass man das eben erfüllt oder gegebenenfalls noch Sachen ausbaut. Wir haben jetzt letztes Jahr zur ökologischen Nachhaltigkeit haben wir ein Spülmobil eingeführt. Das würde ich sagen, ist auch dadurch angeregt worden, definitiv. Ansonsten, ja gut, vorher, dass wir darauf geachtet haben, dass ein ausgewogenes Line-up, Diversität abgebildet wird. Das war uns vorher auch ein Anliegen, aber auch da ist natürlich dann, die Förderung hat es auch betont, dass es wichtig ist und dann achtet man einfach noch mal mehr drauf.
Lukas: Ich bin auch schon bei der letzten Frage angekommen zu dem Thema und auch generell für den Podcast. Einfach nur ganz offen euch beide gefragt, warum, das ist ja vielleicht auch ein bisschen eine platonische Frage, aber warum glaubt ihr, dass Kulturförderung wichtig ist?
Stephan: Ja, ich fange mal an. Ich glaube, dass Kulturförderung wichtig ist, weil wenn Kultur sich nur wirtschaftlich tragen müsste, wird ganz viel Kultur und Kunst nicht möglich, die aber eigentlich genauso wichtig ist, dass es sie gibt und dass sie zu Leuten gebracht wird. Besonders, wo wir hier sind im ländlichen Raum, ist es noch mal schwieriger. Eben Popkultur, was wir hier machen. Ich glaube, das, was Lina gerade gesagt hatte mit der Zielgruppe 15 bis also jungen Leute. Das ist auch wenn vielleicht nicht unsere Musik, die jetzt alle anspricht, aber trotzdem findet was Popkulturelles hier im Ort statt. Das würde niemals funktionieren, wenn es sich wirtschaftlich jetzt alleine rechnen müsste.
Lina: Ja, dann nehme ich doch gleich direkt die andere Perspektive, weil ich finde Kulturförderung ist wichtig, weil Kultur auch ein Arbeitsbereich und Lebensbereich ist von Menschen. Es gibt einfach Menschen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienen, auf Festivals zu spielen, auf Festivals zu arbeiten. Und auch da merken wir, wir können in den Gagen, also wir sind auch verpflichtet durch die Förderung, Mindestgagen zu zahlen, aber wir können einfach viel bessere Gagen zahlen und die KünstlerInnen besser entlohnen. Und auch das ist ein Gefühl, wo wir das Gefühl haben, das ist auch gut für die Branche, dass die Leute sich das auch noch leisten können, Kunst und Kultur zu machen. Weil das ist auch der Part, der super wichtig ist, wenn man kann es zu den Leuten bringen und die Leute müssen aber auch davon leben können, sonst macht es irgendwann niemand mehr.
Lukas: Super, vielen, vielen Dank euch beiden. Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Ja, ich hoffe, ihr hattet auch ein bisschen Spaß beim Interview und ich freue mich jetzt noch, dass ich hier noch den ganzen Festivalabend hier erleben darf. Das war die dritte und letzte Folge vom Podcast Subhoch 3. Wenn ihr euch noch weiter informieren möchtet, schaut doch gerne mal auf unserer Webseite vorbei unter www.kultur-in-westfalen.lwl.org.