Konzept zur Stärkung und Sicherung des bürgerschaftlichen Engagements in der Kultur in Westfalen-Lippe
Das bürgerschaftliche Kulturengagement spielt in Westfalen-Lippe eine zentrale Rolle und trägt das lokale Kulturangebot oft maßgeblich. Und selbst in Gegenden mit einer gut ausgebauten kulturellen Infrastruktur und hauptamlich geführten Kultureinrichtungen nimmt das bürgerschafltiche Engagement eine wichtige Rolle ein. So wird das Thema besonders von kleineren und mittleren Gemeinden sowie einigen Kreisen in Westfalen-Lippe als kulturpolitische Herausforderung gesehen.
Das umfassende Engagement von Bürger:innen in Westfalen-Lippe ist beeindruckend und braucht und verdient weitere Unterstützung. Aus diesem Grund möchte die LWL-Kulturabteilung vernetzen, Kommunen entlasten und bei der Aufrechterhaltung eines lokalen Kulturangebots unterstützen.
Auch in seinem 2019 veröffentlichen kulturpolitischen Konzept bekennt sich der LWL dazu, das bürgerschaftliche Engagement in der Kultur in Westfalen-Lippe zu stärken. Um dieses Ziel zu erreichen hat die LWL-Kulturabteilung im Dialog mit Kultur- und Engagementexpert:innen ein Konzept zur Stärkung und Sicherung des bürgerschaftlichen Engagements in der Kultur in Westfalen-Lippe erarbeitet und 2022 dem Kulturausschuss vorgelegt.
Im Folgenden werden die neun Handlungsfelder - die den Kern des Konzepts darstellen - kurz vorgestellt. Das Konzept steht zum Download zur Verfügung.
Bestandsaufnahme Engagementlandschaft Kultur
Um möglichst passgenau zu planen und Unterstützung anzubieten, sind detaillierte Kenntnisse der Kulturengagementlandschaft in Westfalen-Lippe notwendig. Diese können teils aus bereits vorhandenen Quellen entnommen werden. Darüber hinaus müssen teils eigene Daten erhoben werden, um Lücken zu füllen.
Zum Herunterladen
2021 hat die LWL-Kulturabteilung die Publikation "Kulturengagement und kommunale Engagementunterstützung in Westfalen-Lippe" veröffentlicht. Sie präsentiert die wichtigsten Ergebnisse einer Bestandsaufnahme zur Engagementlandschaft in Westfalen-Lippe mit einem Fokus auf das bürgerschaftliche Engagement in der Kultur.
Überzeugungsarbeit bei kommunaler Politik
Ortsnahe Unterstützung ist entscheidend, um bürgerschaftliches Kulturengagement zu stärken. Dies kann beispielsweise durch Mitarbeitende in kommunalen Kulturbüros geschehen. Es gilt, die kommunale Politik davon zu überzeugen, in Stellen zu investieren, die sich um das Kulturengagement kümmern und vorhandene Stellen entsprechend langfristig zu stärken. Enge finanzielle Spielräume erschweren diese Aufgabe ungemein. Auch möchte Kultur in Westfalen kommunale Verwaltungsmitarbeitende dabei stärken, ihre Position und Bedarfe vor der Politik zu vertreten.
Service- und Unterstützungsangebot für kommunale Verwaltungsmitarbeitende
Ressourcen in kommunalen Kulturbüros sind knapp. Das gilt auch für diejenigen, die sich dort um Ehrenamtliche kümmern, und besonders in kleineren Kommunen. Gerade hier wird das Kulturangebot oft zu einem großen Teil von Engagierten getragen. Wir möchten daher kommunale Kräfte entlasten und vernetzen, um sie so dabei zu unterstützen, ihre knappen Ressourcen möglichst effizient einsetzen zu können.
2022 hatte die Westfälische Kulturkonferenz unter dem Titel "Engagiert! Kunst und Kultur in Westfalen-Lippe" bürgerschaftliches Engagement als Schwerpunktthema. Die Dokumentation der Konferenz finden Sie hier.
Wir bieten regelmäßige Austauschtreffen für hauptamtliche Mitarbeitende in kommunalen Kulturverwaltungen, die sich um das bürgerschaftliche Engagement in der Kultur kümmern. Hier finden Sie Informationen zu den Treffen.
Offenheit im bürgerschaftlichen Engagement – Interkulturalität, Diversität, Inklusion und Engagement in allen Lebensphasen
Unser Ziel ist es, dass für alle Menschen in Westfalen-Lippe gleichermaßen die Möglichkeit eines Kulturengagements besteht, unabhängig von kulturellem Hintergrund, Herkunft, Alter, Geschlecht oder Religion. Das Kulturengagement soll die Heterogenität unserer Gesellschaft spiegeln, denn das tut es aktuell an vielen Stellen noch nicht.
Wir möchten zum einen Kulturvereine und -initiativen entsprechend sensibilisieren und dabei unterstützen, Barrieren abzubauen. Übergeordnete Institutionen und Vertretungen möchten wir mit dem Kulturbereich vernetzen.
Qualifizierung und Professionalisierung
Die Komplexität von freiwilliger Arbeit steigt und entsprechende Qualifizierungen für Engagierte sind Dauerthema. Dabei gibt es inzwischen ein umfassendes und zugängliches Qualifizierungsangebot unterschiedlicher Anbieter:innen. Wir möchten dabei unterstützen, dieses bekannter zu machen und – wo es noch Lücken gibt – sicherzustellen, das passgenaue Angebote entwickelt werden.
Es ist dabei zu unterscheiden zwischen allgemeinen Qualifizierungsangeboten, die nicht spezifisch den Kulturbereich ansprechen, und Angebote zu kulturspezifischen Themen.
Eine Liste mit Anbietenden von Qualifizierungsmöglichkeiten im Kulturbereich finden Sie hier.
Wertschätzung und Anerkennung
Wertschätzung und Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements sollte sich primär durch die Förderung und Stärkung der notwendigen Infrastrukturen, Ressourcen und sonstigen Unterstützungsmöglichkeiten ausdrücken. Darüber hinaus gibt es eine Vielfalt an symbolischer Anerkennung, beispielsweise Preise oder Vergünstigungen.
Um das bürgerschaftliches Engagement in Westfalen-Lippe zu schätzen, gewährt der LWL seit 2024 Inhaber:innen der Ehrenamtskarte NRW in allen LWL-Museen eine Ermäßigung von 50 Prozent auf den Tageseintrittspreis.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Ehrenamtskarte NRW.
Nachwuchsgewinnung
Das Thema Nachwuchsgewinnung ist in allen Engagementbereichen allgegenwärtig. Es gilt, viele Aspekte und Gründe für rückläufige Mitgliedszahlen und fehlenden Nachwuchs zu berücksichtigen. Themen wie der demografische Wandel, junges Engagement und Vielfalt müssen mitgedacht und individuelle Lösungen für heterogene Bedürfnisse potenzieller neuer Mitglieder gefunden werden.
Öffentlichkeitsarbeit
Die vielfältigen Möglichkeiten, sich in der Kultur zu engagieren, sind vielen Menschen nicht oder nicht ausreichend bekannt. Hinzu kommt, dass besonders im Kulturbereich die Abgrenzung zwischen Hobby und gesellschaftlichem Engagement häufig schwerfällt, was beispielsweise die Nachwuchsgewinnung oder den Aufbau von Unterstützungsstrukturen erschwert. Das Kulturengagement und dessen Wert sollten also sichtbarer gemacht werden. So soll auch die Vielfalt der Möglichkeiten eines Kulturengagements stärker ins Bewusstsein gerückt werden.
Digitales Kulturengagement und Digitalisierung
Bei der digitalen Transformation gilt es, Kulturvereine und -initiative dabei zu unterstützen Potenziale zu nutzen. Auch hier sind individuelle Ansätze nötig. Auch das digitale Engagement, also genuin im Digitalen stattfindende Engagementformen, müssen hier mitgedacht werden.
Ihre Ansprechpartnerin
Anne Melzig
Wissenschaftliche Referentin für bürgerschaftliches Engagement
Tel: 0251 591 5081